Felix Börger un sien oll Heimat  

Fiktives Porträt vun Hans-Jürgen Grebin


Mien leiwen Öllern hebben mi Felix nöömt, as ick gebuurn wier. Sei bekaemen von „Varrer Staat“ 1.000 DDR-Mark (einduusend!!). Harrn wi noch ein Schwester dortau, wüürn noch 1.500 Mark taulecht. — Worüm so vääl Geld? Ahn Nawuchs kann kein Staat existieren. Vörher wier dei Geburtenrat' inne DDR follen. Und so harr uns' Familie wat dorvon un dei Staat ook.

Mien Murrer güng wie mien Varrer tau Arbeit. Von mien Gebuurt an kraech mien Murrer ein' Fristellung för 24 Maande von dei Arbeit. Man nöömte dat „Babyjohr“. Ook dei Varrers künn' ein Johr tau Huus blieben. Dat gaew noch ein poor annere Vergünstungen för dei Murrers, up dei ick hier nich ingahn kann. Geld för dei Arbeit gaew dat wierer, man dat kaem nu von dei DDR-Versääkerung pünktlich jeden Maand up't Konto. Mien Murrer künn sick üm mi kümmern; doch ruckzuck wier dei Tied üm, un ick wüür morgens in dei Kinnerkripp bröcht, mal von Varrer un denn werrer von Murrer.

Ass ick drei Johr old wier, wesselte ick in'n Kinnergorden. Ick müsst ümmer früh upstahn, oewer ick freute mi up den Kinnergorden, denn hier künn ick mit dei annern Kinner niege schöne Lieder liern. Am leiwsten süng ick mien „Bummilied“, dei annern natürlich ook. Wecker Kind in dei DDR hett dat nich sungen?

Oewer noch vääl anner Schönes hebben wi hier liert. Ick denk ' giern an disse Tied mit dei annern Kinner trüch.

Bummi-Leed

Text: Ursula Werner-Böhnke, Musik: Hans Naumilkat

Kam ein kleiner Teddybär
aus dem Spielzeuglande her.
Und sein Fell ist wuschelweich.
Alle Kinder rufen gleich:
Käm dor ut dat Spältüüchland
ein Teddyboor in unse Kant,
mit ein wuschelweikes Fell,
un all Kinner repen snell:

|: Bummi, Bummi, Bummi, Bummi, brumm, brumm, brumm. :|

Alle Kinder nah und fern
haben unser Bärchen gern,
Bummi ladet alle ein:
"Ihr sollt meine Freunde sein!"

Pusteblumen hinterm Zaun,
drüber Heckenröschen schaun.
Jedes Blümchen auf der Welt
auch zu Bummis Freunden zählt.

Fröschlein, Ente, Silberschwan,
Watteschäfchen, Miez und Hahn —
jedes Tierlein auf der Welt
auch zu Bummis Freunden zählt.

Mit dem Ball und Püppchen Ruth
spielt er und verträgt sich gut.
Jedes Ding, das mir gefällt,
auch zu Bummis Freunden zählt.

All dei Kinner wied un feern
hemm uns' Bummiboor so geern,
Bummi laadt sei alle in:
"Ji schalln all mien Frünnen sien!"

Achtern Tuun dei Löwentehn,
Heckenröösken, Dusendschöön,
jedein Blöömken up dei Welt
ok tau Bummis Frünnen tellt.

Poggen, Aant un Sülverswaan,
Bählamm, Miezekatt un Hahn —
jedein Diert up disse Welt
ok tau Bummis Frünnen tellt.

Mit den Ball un Ruth, sien Popp,
hett hei mennig Spaaß in'n Kopp.
Jedein Ding, dat ik geern heff,
dat hett ok mien Bummi leev.

|: Bummi, Bummi, Bummi, Bummi, brumm, brumm, brumm. : |

   

Bald oewer wier dei Tied rüm un dei Schaul süll losgahn. Doch ein Johr vörher heww ick mit dei annern Kinner dei Vörschaul besöcht. Endlich wier dat sowiet, un ick wüür inschault, so nöömten dat dei Öllern. Ick freute mi, nu nich miehr ass Kinnergordenkind behannelt tau warden, un ick freute mi ook up dei grote Zuckertüüt', dei ick mi von den Zuckertütenboom nähmen künn. „Hurra, ick bün ein Schaulkind un nich miehr lüüt!“, süngen wi in dei Schaul.

Denn wüür ick ook „Jungpionier“ un bekaem ein wittes Hemd un ein blaues Halsdauk, un up den Arm harr ich dat Teiken von den Pionierverbund, dat JP. Ick freute mi, dortau tau gehüürn. Ick lierte gaud, heww männigein „Bienchen“ (Immchen) dorför kraegen, denn späärer wüll ick mal studiern. In mien Frietied sammelte ick flietich Oltpapier un Buddels — "för dei Solidarität" heit dat —, dormit künn ick ook dei Kinner in Afrika un woanners inne Welt helpen, dei dat nich so gaud güng as uns. Ook datt heww ick giern maakt.

Ick mellte mi bi dei AG Astronomie an. Dorför bruukte man nich tau betahlen. Inne Schaul wüürn öfter mal dei Ranzen kontrolliert, dorför müsst ick den gesamten Inhalt von den Ranzen upn Disch leggen, un wat nich tau den Ünnerricht gehüürte, behöll dei Liehrer in; dei Öllern künnen sick dat werrer awhaalen, orrer wi kraegen einen Indrach in uns Schauldagebauk, dat jeder Schäuler bi sick harr.

Henn un wenn wier ick ook mal krank, mien Murrer güng mit mi taun Doktor, dei verschraew Tabletten gegen Halsweih orrer Nasendruppen, äben allns, wat ick so bruukte, üm gesund tau warrn. Tau betahlen bruukte mien Murrer ook hierför nix.

Ick wüür grötter un öller un wull Astronom warrn, villicht ook Meteorolog'. Mien schaulischen Leistungen wiern gaud, so wie dat dei Regeln vonne Pioniere un mien Öllern von mi verlangten. Ook Fritz Reuter, ein Mäkelbörger wie ick, sall secht hebben: „Liehr watt, Jehann!“ Ein anner mi nich so bekannte Mann, Lenin, sall dat wääst sien, dei hett up hochdüütsch secht: "Lernen, lernen, nochmals lernen!“

Ass ick vierteihn wüür un dei 8. Klass' besöchte, maak ick, wie dei meisten Klassenkameraden, bi dei Jugendweih mit, besöchte Veranstaltungen, liernte hierbi, wat dei ölleren Minschen weiten mütten, denn bald, so wüür secht, gehüürn wi ook dortau – taun Krink vonne Erwachsenen. Oewerall Verantwuurdung un Plichten, sünst güng't woll nich inn Läben!

Inne 8. Klass ' von dei Polytechnisch' Oberschaul künn ick Mitglied bi dei Blauhemdendrägers warrn, FDJ (Friee Düütsche Jugend) nöömten dei sick. Üm tau studiern, müsst' ick dei Oberschaul besööken – dat Abitur schaffen. Disse Schaul nöömte sick „Erweiterte Oberschule“ – früher hett dat Gymnasium heiten. Na dei 9. Klasse güng dat los, orrer ook, wenn man dei 10. Klass ' mit ein Prüfung awschlaten harr, künn' wi an disse Schaul wesseln, wier oewer för sei nich ganz so licht. Inne 11. Klass' heww ick mi bi ein Universität beworben un bün ook von uns Schaul den Schaulrat taun Studium vörschlagen worrn. Jede Schaul künn ein bestimmte Antahl von gaude Schäulers vörschlagen, Plätze anne Uni wiern begrenzt, dormit ook alle ehre Arbeit spärer erhollen künnen. Dei Besten künnen denn studiern, wenn dei Schaulnoten, dei Beurteilungen un oft ook dei soziale Herkunft in den Plan passten. Leistung un Herkunft wiern wichtig. Dei Plan hett denn ook noch sienen Deil bidragen. Nich all', dei dat wullen, künnen dat Abitur maaken. För dei blaew dei Volkshochschaul orrer ein Wech na den Berufsschaulawschluss. Manch ein hett sien Abitur an ein Oberschaul mit Berufsuutbildung maakt. Dei wier noch bärer an, denn hei harr all mit 19 Johrn einen Beraup un dormit wat „Fastes ünner dei Fäut.“

ampel

Nu oewer will ick mi mit disse Saak nich länger uphollen.

Dei Uni wier mi noch sääkerer, wenn ick mi för drei Johr friewillig taun Dienst inne NVA (Volksarmee) mellte. Ick küün glieks studiern un güng dornah mienen Deinst awleisten. Wer uut Oewertügung Kandidat inne SED worrn wier, up den kaemen noch miehr Verantwuurdung dortau, denn dei wüürn in wichtige Funktionen dörch dei Kaderlüüd bröcht. Dei Staat wüll giern Lüüd hebben, dei ook mit Oewertügung un Insicht för dei gewullte Entwicklung wiern. Dat Wuurd „Karriere“ heww ick ierst na dei Rückwenn inne DDR kennen liert. Oewer dat is al werrer ein anner Geschicht. Dormit mütt sick nu mien Kinner rümschlahn.

Mi hebbt dei, dei 1990 ann 3. Oktober oewer uns kamen sünd, schon vörher uutsortiert (ruutsmääten), weil ick „staatsnah“ wier, so nöömten sei dat verschämt, un nich bloß mi passierte dat. Ein poor hunnertdusend gaud uutbild't Minschen wüürn up disse Wies uutwesselt. Mien Sicht, dei Welt so tau seihn, as sei iss, wier för dei Niegen „appeldwatsch“, nich tau bruuken. Dorför künnen ehr Lüüd uut dei tweite Reich alln 'ns so verträden, as dat von dei „olle Gesellschaft“ seihn warrd. Ick heww mi mien'n eigen Reim dorup maakt: „Wi Mäkelbörger sünd nich oewelnäämsch un nahdragend, doch wi vergäten ook nix!“. Ünnerkraegen laaten heww ick mi nich. Ick heww doch liert, ümmer na vörn tau kieken un nich trüchwarts.

Inne DDR is uns vääl schenkt woorn, doch ümmer wier dei eigen Leistung un dei Wille entscheidend för dat Vörwartskamen. Mien Läben mag för vääle anner Läben stahn – ganz normal in dei Tied bit taun 9. November 1989. Oewer disse Tied moeten nu anner urdeilen un schriewen. Liern mööten s' hüüt ook orrich, ob oewer all dei Uni beseuken künn, dei dat giern müchten, steiht al werrer up ein anner Blatt un hangt meisttieds von den Geldbüüdel aww. Dei iss oewer nich immer gerecht füllt.


Hans Jürgen Grebin, gebuurn inne Weimarer Republik – Kindheit verlääwt inne Nazi-Tied – 40 Johr mitwirkt inne DDR – lääwt nu siet 30 Johr in ein grötteres Düütschland.


26.3.2024

 


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