Anke
van Tharau
Dat Leed in dree Textverschoonen, tosamenstellt un kommenteert vun
Anke Nissen
Anke van Tharau
Original Niederdeutsch Text: Simon Dach, 1637
Melodie: Friedrich Silcher, 1827
1. Anke van Tharau öß, de my geföllt,
Se öß mihn Lewen, mihn Goet on mihn Gölt.
2. Anke van Tharau heft wedder eer Hart
Op my geröchtet ön Löw' on ön Schmart.
3. Anke van Tharau mihn Rihkdom, mihn Goet
Du mihne Seele, mihn Fleesch on mihn Bloet.
4. Quöm' allet Wedder glihk ön ons tho schlahn,
Wy syn gesönnt by een anger tho stahn.
5. Krankheit, Verfälgung, Bedröfnis on Pihn
Sal unsrer Löwe Vernöttinge syn.
6. Recht as een Palmen-Bohm äver söck stöcht,
Je mehr em Hagel on Regen anföcht,
7. So wardt de Löw' ön ons mächtich on groht,
Dörch Kryhtz, döch Lyden, dörch allerley Noht.
8. Wördest du glihk een mahl van my getrennt,
Leewdest dar, wor öm dee Sönne kuhm kennt,
9. Eck wöll dy fälgen dörch Wöler, dörch
Mär,
Dörch Yhß, dörch Ihsen, dörch fihndlöcket
Hähr.
10. Anke van Tharau, mihn Licht, mihne Sönn,
Mihn Lewen schluht öck ön dihnet henönn.
11. Wat öck geböde, wart van dy gedahn,
wat öck verböde, dat lätstu my stahn.
12. Wat heft de Löwe däch ver een Bestand,
Wor nicht een Hart öß, een Mund, eene Hand,
13. Wor öm söck hartaget, kabbelt on schleyt
On glihk den Hungen on Katten begeyht?
14. Anke van Tharau, dat war wy nich dohn,
Du böst mihn Dyhfken, mihn Schahpken, miehn Hohn.
15. Wat öck begehre, begehrest du ohck,
Eck laht den Rock dy, du lätst my de Brohk.
16. Dit öß dat, Anke, du söteste Ruh,
Een Lihf on Seele wart uht öck un du.
17. Dit mahckt dat Lewen tom hämmlischen Rihk,
Dörch Zancken wart et der Hellen gelihk.
Ännchen von Tharau
Original Niederdeutsch Text: Simon Dach, 1637
Hochdeutsch: Johann Gottfried Herder
Melodie: Friedrich Silcher, 1827
Ännchen von Tharau ist, die mir gefällt,
sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld.
Ännchen von Tharau hat wieder ihr Herz
auf mich gerichtet in Lieb' und in Schmerz.
Ännchen von Tharau, mein Reichthum, mein Gut,
du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut!
Käm' alles Wetter gleich auf uns zu schlahn,
wir sind gesinnet bei einander zu stahn.
Krankheit, Verfolgung, Betrübnis und Pein
soll unsrer Liebe Verknotigung seyn.
Ännchen von Tharau, mein Licht, meine Sonn,
mein Leben schließ' ich um deines herum.
Recht als ein Palmenbaum über sich steigt,
je mehr ihn Hagel und Regen anficht;
so wird die Lieb' in uns mächtig und groß
durch Kreuz, durch Leiden, durch allerlei Noth.
Ännchen von Tharau, mein Reichthum, mein Gut,
du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut!
Würdest du gleich einmal von mir getrennt,
lebtest da, wo man die Sonne kaum kennt;
ich will dir folgen durch Wälder, durch Meer,
durch Eis, durch Eisen, durch feindliches Heer.
Was ich gebiete, wird von dir gethan,
was ich verbiete, das läßt du mir stahn.
Was hat die Liebe doch für ein Bestand,
wo nicht Ein Herz ist, Ein Mund, Eine Hand?
Wo man sich peiniget, zanket und schlägt,
und gleich den Hunden und Katzen beträgt?
Ännchen von Tharau, das woll'n wir nicht thun;
du bist mein Täubchen, mein Schäfchen, mein Huhn.
Was ich begehre, ist lieb dir und gut;
Ich laß den Rock dir, du läßt mir den Hut!
Dies ist uns Ännchen die süsseste Ruh,
Ein Leib und Seele wird aus Ich und Du.
Dies macht das Leben zum himmlischen Reich,
Durch Zanken wird es der Hölle gleich.
Anke vun Tharau
Original Niederdeutsch Text: Simon Dach, 1637
Plattdüütsch (vun hüüt): Hans-Georg Peters
Melodie: Friedrich Silcher, 1827
1. Anke vun Tharau is't, de mi geföllt,
se is mien Leven, mien Goot un mien Geld.
Anke vun Tharau ehr Hart röppt mi to:
Freuden un Wehdaag mit di maakt mi froh!
Anke vun Tharau, mien Riekdom, mien Goot,
du miene Seel, du mien Fleesch un mien Bloot!
2. Keem alles Weder gliek up uns to slaan,
wi sünd uns enig, bi 'n 'anner to stahn,
Krankheit, Verfolgung, Bedröövnis un Pien,
sall för uns' Leev alltiet Fastmaker sien!
Anke vun Tharau, mien Riekdom, mien Goot,
du miene Seel, du mien Fleesch un mien Bloot!
3. Graad as en Palmenboom höger werr stiggt,
wenn he na Regen un Storm ünnen liggt:
So warrt de Leev in uns mächtig un groot,
na vele Lieden un männicheen Noot.
Anke vun Tharau, mien Riekdom, mien Goot,
du miene Seel, du mien Fleesch un mien Bloot!
4. Un würrst du vun mi villicht ok mal trennt,
leevst du gor dor, wo de Sünn keeneen kennt:
Ik will di folgen dörch Wälder un Meer,
Iesen un Karker un fiendliches Heer.
Anke vun Tharau, mien Licht, miene Sünn,
mien Leven windt' sik üm dien Leven rüm.
Meist
as en Eheverdrag?
Vör en poor Weken is mi de Originaltext vun "Anke vun Tharau"
mal wedder in de Hannen fullen. 1637 hett Simon Dach disse Verse schreven
as Hochtietsgaav, to de Hochtiet vun Anna Neander mit Johannes Portatius.
Anna weer de Dochter vun Andreas Neander, un de weer Pastor in Tharau.
Simon Dach is an'n 29. Juli 1605 in Memel up de Welt kamen. Storven
is he an'n 15. April 1659 in Königsbarg. He weer Professor an der
Universität Königsbarg.
De hoochdüütsche Fassung vun Johann Gottfried Herder is later
denn as "Ännchen vun Tharau" wiet bekannt worrn. De Melodie
dorto stammt vun Friedrich Silcher.
Mi gefallt dat Gedicht bannig goot, villicht, wiel ik ok Anke heten
do. Ik stell mi vör, wo de lütt Anke sik freut, wenn to ehr
seggt warrt (Vers 14):
"mihn Dyhfken, mihn Schahpken, miehn Hohn"
(mien Duuv, mien lütt Schaap un mien Hohn).
Wo schöön is de Vers (10):
"Anke
van Tharau, mihn Licht, mihne Sönn,
Mihn Lewen schluht öck ön dihnet henönn."
(mein Leben schließ ich in deines hinein).
Een Leven slütt sik in dat anner, as twee Leden vun en Keed orrer
as de twee verslungen Ringen bi de Trauung. Se warrn tosamensmeed, dördringt
enanner un sünd nich mehr uteneen to rieten. In de Översetten
warrt geern ok en anner Bild bruukt: dat vun een Leven, dat dat anner
Leven ümfaat. Dat is ok en schönes Bild, dat mehr an Planten
denken lett as an Ringe.
"Mien Leven slütt nu dat diene mit in", seggt Rudi Witzke.
"Mien Leven windt sik üm dien Leven rüm", seggt
Hans-Georg Peters.
Orrer ok de Vers (12):
"Wat heft de Löwe däch ver
een Bestand,
Wor nicht een Hart öß, een Mund, eene Hand."
Wat hett de Leev doch för enen Bestand,
wo een is een Hart, een Mund un een Hand. (Rudi Witzke)
Man up de anner Siet kreeg Anke ok glieks richtig Bescheed, wo't lang
güng (Vers 11):
"Wat öck geböde, wart van
dy gedahn,
wat öck verböde, dat lätstu my stahn."
(was ich gebiete, wird von dir getan,
was ich verbiete, das läßt du mir stehen)
Ik harr mienen Mann doch woll recht verbaast ankeken, wenn he dat an'n
Hochtietsdag to mi seggt harr.
Ok disse Wöör (Vers 13) harrn mi nadenkern maakt:
"Wor öm söck hartaget, kabbelt
on schleyt
On glihk den Hungen on Katten begeyht?"
"Hartaget" bedüüdt so veel as strieden (an de Hoor
trecken). Also, worüm schall een sik strieden, kabbeln un slagen,
un dat jüst so maken as de Hunnen un Katten?
"Wat denkt denn disse verdreihtliche Kerl vun mi?"
Dat harr ik dacht.
Man, wenn he denn seggt harr (Vers 15):
"Wat öck begehre, begehrest du
ohck,
Eck laht de Rock dy, du lätst my de Brohk."
Wat ik begehre, begehrest du ok.
Du lettst de Büx mi, ik laat di den Rock.
Denn harr ik em fix utlacht.
Un mit de Wöör (Vers 16) harr ik mi denn bestimmt wedder
begöschen laten:
"Dit öß dat, Anke, du söteste
Ruh,
Een Lihf on Seele wart uht öck un du."
Dit is dat, Anke, du söteste Ruh,
een Lief un een Seel warrt ut "ik" un ut "du".
|