Wolfgang Borchert

...beleevt vun Gisela Reink

Keiner kann allens kennen, können un weiten — ick ok nich. Dorbi heff ick siet 1978 Meyers Universal-Lexikon, un dor kann ick läsen: Wolfgang Borchert, 20.5.1921 bis 20.11.1947, Schriftsteller, verfasste aus antifaschistisch-humanistischer Haltung die Heimkehrertragödie "Draußen vor der Tür"(1947), Erzählungen: "Die Hundeblume"(1947) sowie leidenschaftliche Antikriegsgedichte "Laterne, Nacht und Sterne" (1946). Denn kickt hei mi an, ein hübscher junger Minsch mit Denkerstirn un schwartet Hoor. Sien Gesichtsutdruck is iernsthaft, trurig, düster, dörchdringend, mystisch, kraftvull.

Ierst as G. Schwarz uns dat Programm von Paster Passig wiesen ded un eine Läsung oewer Wolfgang Borchert för den Krink vörschlög, füng mi disser Schriftsteller an tau interessieren, denn ick läste: Der unermüdliche Mahner für den Frieden.
Dorünner stünn dat Gedicht:

Wat is dat för eine klangvulle Sprak mit so väl Leiw tau de Natur, tau dat Läben un mit soväl Deipgründigkeit — un dat allens von einen Minschen, de all mit 26 Johren storben is... Dissen Minschen wull ick neger kennenliern.

In de Max-Dreyer-Stuw wiern wi all einmal wäst un har´n väl Nieges oewer Max Dreyer erfohrn. Mit em har´n wi uns all öfters in unsen Krink befat´t. Hüt oewer vertellte Paster Passig ut Wolfgang Borcherts Läben. Hei wier ein echter Hamborger Jung, oewer sien Vadder stammte ut Goldbarg — also wier ok Mäkelborger Blaut in em. Früher güngen de jungen Lüd, wenn sei verdeinen wulln, äben na Hamborg, Lübeck, Bremen un na Berlin. Borchert wull Schauspäler warden, g´ra as siene Mudder, oewer denn keem de Krieg, un wiel hei mit siene Meinung nich achter den Barch hollen ded, müsst hei an de Ostfront. Krank dörch Gälsucht, verletzt, wat man em as Sülbstverstümmelung utlechte, wür hei tau'n Dood verurdeilt, müsst 6 Wochen up siene Hinrichtung täuben, wür´ begnadigt tau´n Insatz an de Ostfront, un wedder makte em de Gälsucht dull tau schaffen, un hei brukte ärztliche Hülp. Schwerkrank schlög hei sick na den Krieg na Hamborg dörch. Em künn nich mihr hulpen warden, ok nich in de Schweiz. In siene korte Läbenstiet hett hei mihr dörchmakt as männig anner Minsch, de väl öller worden is, un liekers orrer g´ra dorüm schreef un dichtete hei mit all siene Kraft un all sien Können — un mit eine Iel, as wüßt hei, dat hei nich mihr väl Tiet har. Siene Arbeiten hemm´ nicks mit Schönheit un Harmonie tau daun, ne, sei maken bedrapen, nadinklich un trurig — oewer Kraft tanken un de Wohrheit erkennen, dat kann man ok — wenn man will.

Wat Borchert up den Punkt bringen will, dat bringt hei, indem hei för ein Wuurt noch 10 anner finnen deit un dormit up den einen Punkt noch 10 anner rupsetten deit — un dat mit eine wuurtgewaltige Utdruckskraft, dat mi ganz mulmig wür´.

Segg Nee! Du Mann op't Dörp un Mann in'e Stadt: Wenn se morgen kaamt un di de Order to'n Kriegsdeenst bringt, denn gifft't bloots een: Segg Nee! Du, Moder in de Normandie un Moder in de Ukraine, du, Moder in Frisko un London, du an'n Hoangho un an'n Mississippi, du, Moder in Neapel un Hamborg un Kairo un Oslo — Moders op all Eerddelen, Moders in'e Welt: Wenn se morgen befehlt, ji schallt Kinner kriegen, Sükensüstern för't Kriegslazarett un niege Suldaten för niege Slachten, Moders in'e Welt, denn gifft't bloots een: Seggt Nee! Moders, seggt Nee! Wolfgang Borchert 1947 In Riemels bröcht: Klick hier!

Innerhalf von 8 Dage diktierte hei sienen Vadder de Tragödie "Draußen vor der Tür". Schrieben künn hei nich mihr. Dor möt ick an Nikolai Ostrowki denken, den wi jo all läst hemm´. Wat har´ ut Borchert noch warden künnt, oewer: "Wen die Götter lieben…" Unwillkürlich gahn miene Gedanken na Mozart un Schiller. Ick irr mi doch nich? Wolfgang Borcherts Gesichts- un Ogenutdruck erinnern mi an de beiden.

Paster Passig hett uns mit dat Läben un Wirken von Wolfgang Borchert so gaut bekannt makt, dat de Stund´n nich bloten för mi ein groter Gewinn wäst is. Disse Literaturstund´n fünn´ ehren Afschluß mit dat för dit Thema gaut passende Leed von Marlene Dietrich: "Weißt du wo die Blumen sind"... Siehr bewägt güngen wi utenein, denn Borchert har allerhand in uns upwäuhlt, wi sünd jo alltausamen de Kriegsgeneration. Fru Sch. von den Fotozirkel söchte den Plan von den Ohlsdörper Friedhoff rut un will em kopieren. Viellicht lött sick dat Graw von Borchert finnen.

En anner Maat fünn rut, dat Rostock de 4. Stadt von ganz Dütschland wäst is, de "Draußen vor der Tür" upführt hett, ontworst all 1957. Hamborg, Berlin un Köln wiern de annern. De Vörstellungen na de Wend'n sünd also nich de iersten in Rostock wäst. Oewer Borchert warden wi noch lang nagrüweln, denn wat hei schräben hett, können bloten de richtig naempfinnen, de de Tiet mitmakt hemm´.

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