Dat Kruut för'n Oostermaand:
Bilsenkruut

vun Anke Nissen

Hyoscyamus niger — Familie Solanaceae (Nachtschattengewächse)

 

Anner Namen:

Billerkruut, Bilsamkruut, Dullbillerkruut, Dulldill, Dulldillen, Dulldillsoot, Hexenkruut, Hunnemigenkruut, Kesselkruut
Apolonienkraut, Becherkraut, Bilsenkraut, Binselkraut, Hunnenigenkraut, Irrwurzel (norwegisch), Maddekraut, Rasewurzel, Rindswurz, Roßzähne, Säukraut, Schlafkraut, Schüsselkraut, Schweinkraut, Teufelsauge, Tollkraut, Tolldill, Verrenkkraut, Zahnkraut, Zahnwehkraut, Zigeunerkraut


Bilsenkruut waßt geern up Schuttplätze, dat bruukt Stickstoff to'n Wassen.
Uns Enkeldeerns un ik hebbt al Bilsenkruut funnen, ok in den schönen botanischen Goorn in Stolpe. Dor steiht dat Bilsenkruut tohoop mit siene Verwandten de Tollkirsche un den Stechapfel.

De Bilsenkruut-Blööd is wunnerschöön, meist as en enkelt Orchideenblööd. Se is witt, licht geel, violett sprenkelt.
"Seine Blüten sind bleich dotterfarbene Glocken", schrifft Leonhart Fuchs in sien Kreutterbuch vun 1543:

"Seine blümen seind bleych totterfarb schellen /
die do erstmals auß Bynen heüßlin (Bienen-Häuschen, also Waben) kriechen /
haben inwendig vier oder fünff pupurfarber köpflin /
welche wann sie abfallen zu häfelin (Schälchen, Schüsselchen) werden /
mit kleinen decklin verdeckt /
die wachsen an Stängel nach einer ordnung biß oben auß."

Mit Bilsenkruut mutt de Minsch vörsichtig sien. De nedderdüütsch Naam "Dulldill" seggt dat: Dor kann de Minsch "dull" vun warrn. Alleen vun dat Rüken kann een al tüdelig warrn.

In't "Altertum" hett man Bilsenkruut as Gift för de Piele (Pfeilgift) bruukt.
De Wohrseggers hebbt sik mit dit Kruut in Trance versett.
Man ok as Heilplant — richtig dosiert — is Bilsenkruut dormals al insett worrn, so in altbabylonisch Tiet gegen Tähnweh (Zahnkraut, Zahnwehkraut).
Dioscurides schrifft vun Bilsenkruut as Mittel gegen Smarten, un ok bi Plinius kann man dorvun lesen.

In't Mittelöller höör Bilsenkruut to de "Rausch-Drogen". De Namen "Tollkraut", "Tolldill", "Verrenkkraut" wiest dor up hen,ok Dullbillerkruut, Dulldill, Dulldillen, Dulldillsoot, Irrwurzel, Rasewurzel.

De Samen vun't Bilsenkruut wörrn dorüm geern vun de Beerbruer bi't Bruun vun't Beer tosett. De Naam vun de böhmisch Stadt "Pilsen" geiht up disse Praxis trüch, heff ik mi vertellen laten. Disse Unsitte bi't Beerbruun wörr dann aver dörch Gesett (Reinheitsgebot) verbaden. In en Polizeiordnung ut Eichstätt in Mittelfranken steiht, dat en Beerbruer 5 Gulden Straaf betahlen mütt, wenn he Samen, Asch orrer dat hele Bilsenkruut in dat Beer rin mischt.

 

Bilsenkruut wörr in't Mittelöller as Narkotikum insett. Dat weer dormals en wichtig Help bi Operationen, oft tohoop mit Slaap-Mohn un Alraunenwörtel (Naams as "Schlafkraut" wiest dor up hen).

In de Baadstuven hett man de Samen vun'n Dulldill up glöhen Kahlen streut, wiel man glöövt hett, dor dörch keem man in erotisch Stimmung.

Dit is vör allen de Plant, de Hexen un Töver-Lüüd bruken (dorwegen Namen as Teufelsauge, Hexenkruut).

Ok in de Kloostergoorns hett dat dit hoochgiftig Kruut geven, denn ok Gift-Planten höört to de Heilplanten.

In olle Krüderböker, as in de "Leipziger Drogenkunde", heff ik leest:

"Der Samen hat größere Kraft als die Blätter.
Und er besitzt eine zusammenbindende Wirkung,
er tötet auch oder hat die Kraft, den Schlaf zu bringen"

Un in "Buch der Natur" vun Konrad Megenberg:

"Den Samen soll man keinem Menschen zu essen geben,
denn er tötet und bringt die Krankheit der Vergesslichkeit."

Bilsenkruut speel in de Volksmedizin al jümmers ene grote Rull, man ok bi dat Spökenkieken, bi den "Aberglauben".

Uns Vöröllern hebbt enen tollwütigen Hund Bilsenkruut (tohoop mit anner Krüder) geven. Dorvun sull he doot gahn.

De Lüüd sään: Wenn du Bilsenkruut un Herbstzeitlose tohoop in enen sülvern Beker deist, denn geiht de Beker dorvun twei.

Se glöven, wenn du to disse Krüdermischung (Bilsenkruut un Herbstzeitlose) ok noch dat Bloot vun enen jungen Hasen deist un allens buten henkippst, denn sammeln sik an disse Stell vele Hasen.

Hieronymus Bock schrifft, dat de Lüüd mit Bilsenkruut Fisch fungen hebbt, un dat Fohren-Volk hett mit Bilsenkruut Höhner grepen.

"Also das sie (de Fisch) darvon doll werden /
springen auff und keren zuletzt das weiß ober sich /
das sie mit den Händen inn solcher dollheit gefangen werden."

"Die Hüner auff den balcken fallen heraber /
wann sie den rauch von Bülsen gewar werden.
Solche künstlein treiben die Zigeiner und ihre gesellschafft."

Vörsicht mit Bilsenkruut!
Ganz besünners giftig sünd de Samen, de Bläder un de Wörteln (Gift: Atropin).
Symptome un eerst Hölp sünd jüst so as bi't Vergiften mit Tollkirsche. Jümmers enen Arzt halen!

Symptome, de besünners upfallen:

  • Wiede Pupillen
  • hitt, root Huut mit Fever
  • dröög Sliemhuut
  • Puls geiht to gau

Dorto kaamt Symptome as:

  • Unruh
  • Bang wesen, Angst
  • Krämpfe
  • Hart kümmt ut'n Rhythmus
  • Atem warrt swoor un lahm
  • bet hen, dat dat Hart uphöllt to slagen

Eerst Hölp:

  • Den Minschen to'n Breken (Erbrechen) bringen, aver blots denn, wenn he keen Krämpf hett
  • Kolle Ümslääg gegen de Hitten un gegen dat Fever
Bilsenkruut waßt geern up Schuttplätze, man ok annerswo. Uns Enkeldeerns un ik hebbt dat Kruut al mal funnen.
"Oh, kiek mal, Oma!"
Un denn hebbt se ehre niege Digitalkamera ruthaalt un Photos maakt. Toletzt sünd se ganz dicht rangahn, dat se de Blööd upnehmen kunnen. Se hebbt feine Biller trecht kregen Man denn heff ik ehr allens över Bilsenkruut vertellt, heff se wohrschuut —— dat se Bescheed weet.


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