Ewigkeitssündag 2011

vun Rudi Witzke


Dunkler Falter

Wenn zwei Eheleute zum Sternenhimmel starrn,
Oder ein Bruder hält seiner lieben Schwester das Garn,
Oder ein Freund schenkt bedachtsam dem Freunde ein —
Schwebt ein dunkler Falter über den zwein:
Einer von uns muß hinter dem Sarge gehn,
Dran im Straßenwinde die Schleifen wehn,
Einer von uns muß streun mit kalter Hand
Erde hernieder vom bretternen Grabesrand,
Einer von uns muß gehn nach Haus allein —
Lieber Gott, laß mich der andere sein!

Börries von Münchhausen


Truurmantel. Bild Sternmonitis/Wikimedia commons

Düster Sommervagel

Wenn twei Ehelüüd sik in den Stiernheven drömen,
Orrer een Brauder höllt sien leiv Süster dat Goorn,
Orrer een Fründ schenkt bedachtsam den Fründ in —
Schweevt een düster Flattervågel över de twei:
Een vun uns mutt achter den Sarg gahn,
wo in'n Stratenwind de Schleufen weihn,
Een vun uns mutt mutt streugen mit kole Hand
Ierd daal vun de Bree an dat Graff sien Rand,
een mutt gahn na Huus allein —
Leve Gott, laat mi de anner sien.


Truurmantel. Bild Kymi/Wikimedia commons


Eiken in Ivenacker. Foto Barbara Eckhold/Wikimedia commons

Un ji kaamt tosamen, du,
de Düster Mantel un de ole Eik.
Löppt Levenssaft ut dien Eik,
wo dörch de Bork de Specht Maddiks hacken wull.

Dor sammelt sick de Düstern Mantels,
sitten dicht an dicht un drinken,
wo de ole Boom sien Tranen lopen lett,
Eik un disse Truurmantels een Bott?

För vele Johr dröög swoor mien Hart
an den kreisen Krink vun Leven un Doot.
De Dodesbott, de Düster Mantel
hålt vun de Eik sien' Maut, sien Kräfft.

Un ik bedenk, wat ik dor seih:
Een Eik vun woll dusend Johr,
een Johr een Sommervagel,
jümmer nieborne, wenn ehr Tiet vörbi.

So is dat licht för di un mi,
to finnen uns Steed, uns Tiet,
wo wi hengehöört:
Sünd Sommervagels un en lütt beten Eik.


Truurmantel. Bild Kymi/Wikimedia commons


Rudi Witzke
mit en Riemel vun Börries vun Münchhausen

20.11.2011


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