Fohrt na den Kummerower See

De Rostocker Johresringler beleven tosamen en Eck vun dat dusendjöhrig Meckelborg

Opschreven vun Gisela Reink


Mien Dörp, dat is mien Heimatland,
hier bünn ick ok eins burn,
will bliewen hier mien Läwenlang
in'n Hus un in mien Gorden.

De hunnertjöhrig ollen Linn,
se wiesen di den Weg.
Du warst mien Heimat ümmer finn;
hier findst du di torecht.

De ollen Strohdackhüser hier,
se passen in uns Tied.
Sied't Meckelbörger Jubeljohr
sünd sei all wedder nied.

Väl schoener ward mien Heimat noch,
dat will de Tied uns liern.
Mien dusendjöhrig Meckelborg,
di heww ick ümmer giern!

Anneliese Voss
(Dat "Meckelbörger Jubeljohr" weer dat Johr 1995)
In Rostock wier de Häben gries, oewer Klara mach uns Johresringler woll dull moegen. Vörsichtig keek sei dörch de Wulken un schöf sei schließlich ganz bisiet. Mit eins seech uns Land fründlich ut. De Böm präsentierten ehr ierstet Gräun, dat Kurn seech all maiengräun ut un de kräftige Raps har ok eine kräftige blachgräune Farw. Millionen von Ööschen wiesten uns "flächendeckend", dat dat Frühling ward. Klara lachte, un wi Johresringler strahlten mit de Sünn üm de Wett.

Verchen

Dat smucke Kinner- un Jugendhotel VerchenIck wier wägen Verchen mitführt. In de achtziger Johrn wier ick mihrmals mit Schäulers in de Schaultiet in de Jugendherberg wäst. Wi harn dor Ünnerricht makt un denn de Frietiet genaten. Dat flache Warer von den Kummerower See, de tau de gröttsten Seen von Meckelborg Vörpommern hürt, makte dat Baden tau ein Vergnäugen, dat Angeln an de Peen wier ümmer wedder spannend, un de Radtourn an de langen Barge wiern meist siehr anstrengend. Wie seech dat Dörp hütigendags woll ut? "Oh, dat hett sick mausert", stellte ick fast.
Taun iersten Mal wier ick dor in de Kirch.De Kirch in Verchen
Dörch de lütte Dör keem ick in eine Hallenkirch, de ganz witt kalkt is. Mien Og güng hierhen un dorhen, üm allens tau erfaten. Middelöllerliche Bu-, Mal- un Schnitzkunst leeten mi andächtig an de Minschen denken, de mit einfachste handwarkliche Middel so gaut arbeit't harn, dat dat Johrhunnerte oewerduern künn. Miene Ogen wulln dat erfaten, wat dat Hart ok seihn wull.

De Orgel is man recht lütt.
De Kanzel is ut Holt bugt worden, is'n richtiges Schmuckstück. Sei hett ok ein schnitzt' Dack, dat as'n Häben utsüht, un dorünner schient de Sünn', de eine witte Duw ümstrahlen deit. Dor möt ick einfach stahn blieb'n un kieken. Gewiss is de Kanzel all restauriert word'n, denn oewer Johrhunnerte könn'n de Farb'n nich so kräftig bläben sien. Vier helle griese Säulen gäben de Kanzel hollt, un drei sünd an de Treppensiet upmalt worden. De Muster sünd gollen un ümrahmen düster malte Finster orrer Dör'n, de na baben tau afrund't worden sünd. Up de gollglänzende Musters seihn de Rechtecke, de rot un gräun anmalt worden sünd, gra' so as Rubine un Smaragde ut.
Bi soväl Farbenfreu' lachen ok miene Ogen. Ein gräuner Teppich, de de Kanzel smücken deit, hett de Inschrift: "Werfet alle Sorgen auf ihn". Ob dat woll helpen deit? Uprichten viellicht...

Dat Altarbild is nich grot, oewer de Reliefarbeit is grotorrig. Eine Fru (wecke woll?) sitt mit ein'n Engel an ein'n Disch, un Gott orrer Jesus hollen ehre Hand oewer de beiden. Allens hett schöne satte Farben. Ümmer werrer stell ich fast, dat ick in de Kirchengeschicht nich gaut bewannert bün.

Von einen ollen Balken, de quer dörch de Kirch gahn deit, kickt de an't Krüz nagelte Jesus up de Besäukers runner.

De Finster von de Kirch hemm de allerschönsten Farben, dörch disse Finster strahlt gra' de Sünn un gifft ehr enen ganz besonderen Schien. Dorbi stellte ick fast, dat ünner de Finster allerhand schräben is: "Auf Veranlassung des Superintendenten Lengerich in Demmin wurden im Jahre des Herrn 1861 und 1862 im Königlichen Institute für Glasmalerei in Berlin, diese 3 alten Fenster, durch die Gnade Sr. Majestät des Königs von Preußen und durch die Beiträge der Herren..."
Mihr künn ick nich läsen, denn har ick eine Ledder brukt. Dat letzte Wurt heit woll repariert?

Rechts un links von den Altar lähnen sick twei Holtfiguren geg'n de Wand. De ein süht as 'ne Fru ut, de anner as'n Mann. Beide Figuren sünd all von 'n Holtworm terfräten word'n un sünd ok annerwiedig kaputt. De Kleedung is noch gaut tau erkennen, dor sünd sogor noch'n bäten de ollen Farben tau seihn, imponieren daun mi de schönen Falten. Dicht an de Bost von de Fru läs ick : U 1580. Dat is doch interessant. Achter den Altar lähnt eine Christusfigur an de Wand. Sei hett keinen Kopp mihr un keine Arms, un dörchlöckert is sei ok all. Holt höllt äben ok nich bet in alle Ewigkeit. Disse Figuren oewer beindrucken ok noch na 500 Johr'n.

Dat wittblage Becken, wo de Kinner in döfft warden, is ok 'n lüttet Kunstwark un togliek 'n fröhlicher Farb'nklacks vör de einfache witte Kirchenwand.

Baben an de Deck, achter den Altar, seih ick eine middelöllerliche Malerie, de ick gor nich düden kann. Veer grote Köpp hemm indrucksvulle Gesichtstüch un drägen Koppbedeckungen ut dat Morgenland. Sei schriegen un rohr'n in Richtung Kirchenschipp. Dorbi stahn Silben wie: bu ba, cho rodute u.s.w.

De unheimlichen Köpp an de Deck

Dorgegen is dat lütte Wandbild näben Jesus man bescheiden. Twei nakte Frugens, de ein deit woll bäden, de anner schlöppt, dortau ein Mann, de gaut inkleed't is. Hei künn sogor ein hoger Kirchenmann wäst sien, de de Frugens sienen Sägen gäb'n deit, dortau eine Kauh un twei muntere Kaninken. Wat mücht dat woll bedüden? Ick kann mi allerhand tausamenriemen, doch meint is
ganz gewiss wat ganz anners. So schrieben de Kirchen ok Geschicht', so orrer so. Gruppenbild mit Nonne

Wat hochdüütsch wier , dat kümmt nu plattdüütsch achteran. Dorbi geiht dat üm de Kirch in Verchen, de wi uns up de Fohrt an den Kummerower See ankäken hemm.

Ne Nonn ut dat niege Benediktiner-Kloster in Verchen fäult sich in uns Mitt ganz woll.

Wat mücht' dat woll bedüden? Ick kann mi so allerhand tausamenriemen, doch meint is gewiss wat ganz anners. So schrieben Kirchen ok Geschicht — so orrer so.
Na de Besichtigung deed ein Spaziergang gaut.

An'n See

An'n See, dor steiht ein düres Hus
mit witt-blach-roden Blaumengruß,
un mang de lütten Blaumen stahn
de iersten gälen Tulipan.
Kiek, dusend Immen fleigen
den schönsten Blaumenreigen.

De Lüd, de flott tau Faut sünd, wulln bet Gravelott lopen!

Dat smucke Kinner- un Jugendhotel VerchenIck geef noch gaude Ratschläg, dor ick dor ok eis mit de Schäulers wannert bün. Ick sülb'n güng na dat Kinner- un Jugendhotel, dat ganz früher von den' Amtmann nutzt wür'. Schön is dat Hus worden mit dat niege Dack, dat helle Muerwark un de gräunen Finster. De Bungalows sünd afräten worden, de Grillplatz steiht noch. Eine schöne Parkanlag is entstahn un de Dieke seihn ok saniert ut. Wat hemm dor ab'nds för schöne Froschkonzerte stattfund'n. Ja, in dit Hotel, dat vör bina 20 Johrn ok uns Ünnerkunft baden hett, hemm wi schöne Stund´n verbroecht. Wat in dat Middelöller 'ne Klosterbrugerie wäst is, ward nu tau Wahnrüme för de Touristen utbugt. Ick räd'te mit ein'n Murer un vertellte em, dat ick giern in Verchen wäst bün un dat allens schön worden is. Dor säd hei:" Ja, unser Minister geht hier auch immer ganz stolz die Straße auf und ab."

GravelottBlick vun Gravelott up den See

Wi keemen gliektiedig mit de Wannerslüd in Gravelott an. De Wirtslüd harn buten Upstellung nahmen un begrüßten uns mit Treckfidelmusik. Dat schöne Hus hett ok eine interessante Geschicht, un wenn man de kennen ded, denn versteiht man ok den' französischen Namen. Dat Äten schmeckte un ein Spaziergang deed gaut. Dat Warer wier speigelglatt, de Sicht diesig. Niekalen gegenoewer müsst man erraden, Malchin künn man dörch de Silos erkennen, un von den lütten Haben ut seech man Verchen mit all siene prächtigen Hüser. Interessant de Molen. Vor väle Johrn wiern dor Schuten versenkt worden. In ehr wüssen up Stein un Sand Büsche un Böm. Spundwänd'n un Stein umschluten hüt disse Kahns, de oewer an manche Stelln noch tau erkennen sünd. So is 'ne richtige Oas entstahn, up de man de Natur geneiten kann.

Grammentin

Hest du all ein Dörp seihn, dat di fröhlich maken deit, sobald du bet an de Füerwehr kamen büst? Mi bröchte dit Dörp genauso 'n frohen Maut as Life Tennemann dat jeden Morgen mit siene Öwerraschungen daun deit. Dat Dörp hett sienen Charme siene Bewahners tau verdanken, tau de ok Künstler gehür'n daun. De Maler G. Horn un siene Malerfründ'n neehmen de Sak in de Hand, un so hett de Füerwehrturm 'ne rode Farw. Biller, de wie Finster utseihn daun, bringen Läben in de Geschicht. Füerwehrlüd sünd bi de Arbeit tau seihn. Sei möten den Brand in den Turm sülben löschen, un tworst mit einen richtigen drögen Füerwehrschlauch.

De Dörpkneip heit "Kreischsäge", wiel in dat Dörp väl Holt sagt ward. Wat man dor äten kann, dat steiht fein in Sütterlin up eine malte Tafel an de Huswand schräben. Ein bannig grotet Wandgemälde rund üm dat Hus wiest up dat Dörpläben hen. Man süht de Kirch, de Wäsch up de Lien, einen Kierl mit nakten Noors, de gra' up't Klo lopen deit, Lüd, de woll nich mihr marken daun, dat sei ehren Bierdisch in't Warer stellt hemm, eine malte Dör, dornäben dat Schild " Deutsche Bank", dornäben ein Kierl up 'ne Bank, glöw ick, de den "Nordkurier" gra' läsen deit, vör sick 'n richtigen Disch. Ein Brett mit ein Herz up einen Hoff in't Dörp, lött ein Plumpsklo vermauden.

An ein modern Hus süht man von'n wieden den schönen groten Balkon, bugt up Säulen. Twei Löwen sitten as Figuren dorvör. Lütte un grote Lüd stahn up den Balkon. Dorünner is eine schöne gräune Husdör. För weckern is de rode Teppich utlecht worden? Ick weit nich, ick weit nich, denn allens is malt! De lange LPG- Strat bet an dat Hus von G. Horn ward väl schöner dörch de lustigen Biller.

De Maler möt 'n Mann mit Witz sien. Dor is eine Fru mit nakten Rücken tau seihn, dei ut ein richtiges Finster kieken deit...

... denn wedder eine Springerin ut Holt, denn irgendwat Modernes, wo man bloten schlau ut warden deit, wenn man sick siene eigen Gedanken maken kann. Interessant is dat nakige Riesenwief, dat sick in eine Liliputlandschaft lecht hett und friedlich schlapen deit un total eins is mit de Natur.

De Pirol dor achtern wiest up eine Husnummer hen, de dat in dat ganze Dörp eigentlich gor nich gäben kann, un schließlich künnen wi siene Galerie anseihn, de uns G. Horns Fru wieste. Ja, un wecker is siene Fru? De von uns all beleiwte Karin Ugowski, Schauspelerin, bekannt ut "Frau Holle" un "König Drosselbart". Wecker kennt nich all unse DEFA-Filme? Sei hett Generationen von uns Freud' makt, un sei deit dat ok noch hüt, un gaut süht sei ut, gra' so as früher, bloten ok 'n bätern ölleriger.

Dat Hus is woll eis 'ne Hüslerie orrer 'ne Bäudnerie wäst. So is Platz för eine Wahnung un ein Atelier mit Galerie. Allens süht urgemütlich ut, so mit Hoff , Gorn un Diek.
Galerie: Biller , de dat Hart lut slagen laten. Ick mücht mi 'n Stück Brot afbräken, ein Stück Kees präub'n, einen Schluck ut de Kann'drinken, in dat Gemüse rinnerbieten un mi de Händ'n mit mit griese Handdauk afdrögen. Dorbi mücht ick up de Rapsfeller kieken orrer in'n Winter up dat verschniete Feld. Ja, wenn ick so malen künn...

Ivenack

Na Geschicht', Geographie, Heimatkund'n un Kunst keem nu Biologie an de Reih.
As olle Meckelbörger kennen wi de Eiken. Vör poor Johrn wier ick bass erstaunt, dat de öllsten Eiken ut Düütschland in de ollen Bundesländer stahn sallen. Dat Öller künn oewer nich mit unse Eiken konkurriern. De Reporter harn woll noch nicks von Ivenack hürt.

As ick de Eiken in all ehre Schönheit seech, dor müsst ick an eine ut unsen Krink denken, de all lang nich mihr bi uns is. Sei wier ut Stemhagen. Bi einen Besäuk in Ivenack röp sei ut: " Die Eichen waren auch schon da, als ich noch ein Kind war!" Dat künn jä woll nich anners sien.

Uns' öllster Johresringler säd gistern: "Ich wollte sie noch einmal sehen. Das erste Mal war ich vor gut 70 Jahren hier!"

Bi disse Eiken möt man einfach in Andacht geraden, un dorüm sett'ten wi uns ok up eine Bank un keeken, genöten, drömten — un harn dorbi ümmer de knorrigen Böm vör de Ogen. Sei wiern all bannig olt, as de Minschen in Verchen up de Idee keemen, dor ein Kloster tau bugen, mit de Hand Muersteins tau formen un Holt för de Schnitzerien tau säuken. Dat möt man sick einmal bildlich vörstelln. De schönste Eik is mit ehre 35 m höger as de Marienkirch in Rostock un de Nikolaikirch in Wismar von binnen. Sei is so olt as uns Meckelborg, nämlich 1000 Johr, un so tru un so fast is sei as uns Land un hett einen Ümfang von mihr as teihn Meter. Bloten hier künn Fritzing Reuter ut Stemhagen inspiriert worden sien, as hei sien Leed von den Eikbom schräben hett.

Gisela Reink


De Eikboom

Ik weit einen Eikboom, de steiht an de See;
de Noordstorm de bruust in sien Knäst;
stolt reckt hei sien mächtige Kroon in de Höh;
so is dat al dusend Johr west.
Kein Minschenhand de hett em plant;
hei reckt sik von Pommern bit Nedderland.

Ik weit einen Eikboom vull Knorrn un vull Knast,
up den fött kein Biel nich un Äxt.
Sien Bork is so ruug, un sien Holt is so fast,
as wier hei mal bannt un behext.
Nix hett em daan, hei ward noch stahn,
wenn wedder mal dusend von Johrn vergahn.

Un de König un siene Frau Königin
un sien Dochter, de gahn an den Strand.
"Wat deit dat för 'n mächtigen Eikboom sien,
de sien Telgen reckt aever dat Land?
Wer hett em pleegt, wer hett em heegt,
dat hei siene Bläder so lustig röögt?"

Un as nu de König so Antwuurt begehrt,
trett vör em en junge Gesell:
"Herr König, Ji hefft Ju jo süs nich drüm scheert,
Jug Fru nich un Juge Mamsell!
Kein vörnehm Lüüd, de hadden Tiet,
tau seihn, ob den Boom ok sien Recht geschüht.

Un doch gräunt so lustig de Eikboom upstunns;
wi Arbeitslüüd hewwen em wohrt;
de Eikboom, Herr König, de Eikboom is uns,
uns plattdüütsche Spraak is 't un Oort.
Kein vörnehm Kunst hett s' uns verhunzt;
fri wüssen s' tau Hööchten ahn Königsgunst."

Rasch gifft em den König sien Dochter de Hand;
"Gott seg'n Di, Gesell, för dien Reed!
Wenn de Stormwind eins bruust dörch dat düütsche Land,
denn weit ik ne sekere Steed:
Wer eigen Oort fri wünn un wohrt,
bi den is in Noot ein tau 'n besten verwohrt."

Fritz Reuter



na baven