Wegwiesen

vun Karl-H. Sadewasser


Liehrt Gaudes daun,
sett juuch för dat Recht in,
helpt de Minschen, dei unnerdümpelt warden, un staht Kinner ahn Öllern un Wittfrugens tau Siet!

Jesaja 1,17

As Fritz Reuter 1840 in Dömitz an dei Elw ut't Gefängnis rutlaten wüür, wüß hei nich wohen. Dat geev so veel Weeg dörch dei Dömser Heid, aver wecker Weg wier woll dei rechte för em? Wo süll dat nu lang gahn?


Foto: Kessler

Wegwieser för uns Leven bruken wi all. Wenn Völker un Religionen tausamen leven willn, bruken sei Wiespahls. "Hier sall't lang gahn!", raupen de enen. "Nee doch, dor mööt dei Weeg hengahn!", seggen dei annern. Wecker is dei rechte Weg, wo wi mit uns sülben, mit Gott un uns Mitminschen in Freden leven könen?

Dei Bibelspruch för den griesen November is so en Wegwieser för uns Tiet. Dei Propheten in't Olle Testament wiern Kierls, dei Wiespohls för Land un Lüüd upstellt hemm'.

Dei Frommen in Israel fierten Kirch un süngen luuthals Psalmen in'n Tempel. Sei bröchen ehr Duven un Schaap as Opfer mit un geven hoge Kollekten. "Dat is allens Tüünkraam", schmeet Jesaja ehr an den Kopp, "Gott kann dat allens nich mihr bekieken, wenn dei Leiv doch fehlt." So treckt sich dat denn dörch dei ganze Bibel as so'n roden Faden: Gott hett uns leiv un steiht uns tau Siet, so as wi sünd. Un dei Minschen neven uns süllen Gott sien Leiv dörch uns gaudes Daun wies warden. "Du sasst Gott leiw hemm', ganz un gor, un den Minschen neven di so as di sülben" — so heit dat böbelste Geboot in't Olle Testament. Uk Jesus hett dat in sien Predigt anbröcht.

Dat is nu man so in dei Welt: Minschen un Völker, dei mächtig un riek sünd, bögen öfters dat Recht üm, ehr tau pass. Lüüd, dei wat anners dinken un glöven, warden unnerdümpelt. Kinner ahn Vadder un Mudder un Frugenminschen ahn Kierls an ehr Siet leeven in olle Tieden ganz ünnen in uns Land. In Kriegsjohren geev dat veel dorvun. Uk hüüt werrer warden dat in dei Ukraine un Syrien ümmer mihr.

Dei kathoolsch Professer Hans Küng hett mit sien "Stiftung Weltethos" veel Religionen in dei Welt besöcht. Em is dorbi wies worden, dat sei all einen sülbigen Wiespahl kennen: "Wat du nich wisst, dat ein di deit, dat dau uk keinen annern an!" So'n Wegwieser müssen wi nu överall för Ogen hemm', bi uns un in dei wiede Welt. Dorna künnen wi uns denn richten, wenn Minschen uns över'n Weg lopen, dei ut Syrien un Irak flücht sünd. Uns Bang vör dat Fremde möten wi denn woll umstüürn, dat wi mit ehr föhlen und ehr helpen künn'. Ik heff graad in mien Stadt beleevt, dat meist junge Lüüd tausamen kamen. Sei överleggen, woans Flüchtlinge bi uns fründlich upnahmen warden. Anner Lüüd säden: "Wi sünd uk nich gegen dei Frömden, över nich bi uns süll'n sei leven."

In Syrien sall n' junge Fru steinigt warden. Dei radikalen Islamisten IS hemm' dat so bestimmt un dortau Stein anführen laten. Över keinein vun dei velen Minschen, dei dortau henbestellt wiern, hett einen Stein in dei Hand namen un up dei Fru schmeten. Unsen Herrgott wees Dank: Dat gifft uk hüüt Wiespahls för mihr Minschenleiv buten un in uns Harten, bi uns un uk annerswo. Jeedein von uns kann so wat as ein lebennich Wegwieser warden, wenn hei Gaudes deit un nich blots för sik leevt.

Aver dalböögt warden hüüt nich blots Minschen. Uns Wirtschaften na ümmer mihr un höger rup is as ein Krieg gegen Ierd un Himmel, Luft un Water, Planten un Dierten. Gott sien Leiv un uns Freud an dei Natur könen uns bibringen, dat wi uk gaud sünd tau all dei Wesen an uns Siet.

Vun Dietrich Bonhoeffer hemm' wi doch ut sien Tiet liehnrt:
"Halleluja können wi blots recht singen, wenn wi uns uk för dei Juden in ehr Bang un Not insetten." Nu hüürt beids dicht tausomen — uns Kirchhollen mit Bäden un Singen un Gaudes daun an Minschen un Natur, dichtbi un in dei wiede Welt.


16.11.2014


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