Singt en Leed! Is Aarndank!


 

Soll ich meinem Gott nicht singen?
Sollt ich ihm nicht dankbar sein?
Seh ich doch in allen Dingen,
wie so gut er's mit mir mein'.
Ist doch nichts als lauter Lieben,
das sein treues Herze regt,
das ohn Ende hebt und trägt,
die in seinem Dienst sich üben.
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb in Ewigkeit.

Wie ein Adler sein Gefieder
über seine Jungen streckt,
also hat auch hin und wieder
mich des Höchsten Arm bedeckt,
alsobald im Mutterleibe,
da er mir mein Wesen gab
und das Leben, das ich hab
und noch diese Stunde treibe.
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb in Ewigkeit.

Schull ik denn mien Gott nich singen?
Schull ik em nich dankbor ween?
Rund üm mi, in alle Dingen
seh ik, wo he 't mit mi meent:
Hartensgood, mit nix as Leevd
sleit sien Hart för mi un di,
heevt un stütt uns sacht, wenn wi
uns in siene Deensten öövt.
Allens duurt, so lang dat geiht,
Gott sien Leev in Ewigkeit.

As de Aadler all sien Feddern
över siene Lütten reckt,
hett ok mi in Storm un Weddern
Gott sien Arm leeftallig deckt;
an fung dat in'n Moderschoot,
dunnmaals geev he mi de Seel
un dat Leven, möök mi groot
un höll mi bet hüüt in Weel.
Allens duurt, so lang dat geiht,
Gott sien Leev in Ewigkeit.

Sein Sohn ist ihm nicht zu teuer,
nein, er gibt ihn für mich hin,
dass er mich vom ewgen Feuer
durch sein teures Blut gewinn.
O du unergründter Brunnen,
wie will doch mein schwacher Geist,
ob er sich gleich hoch befleißt,
deine Tief ergründen können?
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb in Ewigkeit.

Seinen Geist, den edlen Führer,
gibt er mir in seinem Wort,
dass er werde mein Regierer
durch die Welt zur Himmelspfort;
dass er mir mein Herz erfülle
mit dem hellen Glaubenslicht,
das des Todes Macht zerbricht
und die Hölle selbst macht stille.
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb in Ewigkeit.

Keen Bemöhn is em to groot,
ok sien Söhn, den gifft he hin,
dat sien Opper mi vun'n Doot
na dat ewig Leven winn.
O du Bornquell sünner Lot —
woans schall mien swack Gemööt,
liekers ok mit hööchsten Drööt,
weten, wo dien Deepde groot?!
Allens duurt, so lang dat geiht,
Gott sien Leev in Ewigkeit.

Sienen Geist to'n hogen Fründ
gifft he mi in siene Wöör,
de mi dör de Welt ehr Grünn
na de Himmelspoorten föhr;
dat he mi mien Harten füll
mit dat helle Licht vun Gloov,
de de Macht vun'n Dood terstoovt
un de Höll maakt tamm un still.
Allens duurt, so lang dat geiht,
Gott sien Leev in Ewigkeit.

Meiner Seele Wohlergehen
hat er ja recht wohl bedacht;
will dem Leibe Not entstehen,
nimmt er's gleichfalls wohl in acht.
Wenn mein Können, mein Vermögen
nichts vermag, nichts helfen kann,
kommt mein Gott und hebt mir an
sein Vermögen beizulegen.
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb in Ewigkeit.

Himmel, Erd und ihre Heere
hat er mir zum Dienst bestellt;
wo ich nur mein Aug hinkehre,
find ich, was mich nährt und hält:
Tier und Kräuter und Getreide;
in den Gründen, in der Höh,
in den Büschen, in der See,
überall ist meine Weide.
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb in Ewigkeit.

Dat mien Seel dat richtig geiht,
dorop höllt he jümmers Wacht.
Wenn mien Lief in Nöten steiht,
hett he dor liekso op acht.
Wenn mien Kräften un mien Künn
nix versleit un nix mehr tellt,
triddt mien Gott stracks to mi hin,
dat he mi sien Kraft bistellt.
Allens duurt, so lang dat geiht,
Gott sien Leev in Ewigkeit.

Himmel, Eer un all ehr Wesen
sünd mien Frünn, sünd op mien Siet;
neem ik henkiek, kann ik't lesen:
Ik schall diegen, as dat diegt.
Deerten, Krüder, Koorn un Aavt,
in de Masch un op de Geest,
in Gotts Hand, so heff ik't leest:
"Du schallst diegen!" Gott wees laavt!
Allens duurt, so lang dat geiht,
Gott sien Leev in Ewigkeit.

Wenn ich schlafe, wacht sein Sorgen
und ermuntert mein Gemüt,
dass ich alle liebe Morgen
schaue neue Lieb und Güt.
Wäre mein Gott nicht gewesen,
hätte mich sein Angesicht
nicht geleitet, wäre ich nicht
aus so mancher Angst genesen.
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb in Ewigkeit.

Seine Strafen, seine Schläge,
ob sie mir gleich bitter seind,
dennoch, wenn ich's recht erwäge,
sind es Zeichen, dass mein Freund,
der mich liebet, mein gedenke
und mich von der schnöden Welt,
die uns hart gefangen hält,
durch das Kreuze zu ihm lenke.
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb in Ewigkeit.

Wenn ik slapen do, sien Sorgen
is doch waak, vermünnert mi
un wiest mi elk niegen Morgen
Gott sien Leev un Goodheit nieg.
Harr ik em nich hatt, weer ahn
em ik wannert mienen Gang,
weer ik al in mennig Bang
un Gefohr verlaren gahn.
Allens duurt, so lang dat geiht,
Gott sien Leev in Ewigkeit.

Ok sien Aart, torechttostuken,
schoonst dat piert, is dat doch good,
ünner sien Hand mi to duken,
denn sien Hand, de op mi roht,
is en Fründ vull Leev un höllt
Wacht, will mi de Welt verslaaven,
lenkt mi denn in'n sekern Haven
dör de Proov, de he mi stellt.
Allens duurt, so lang dat geiht,
Gott sien Leev in Ewigkeit.

Das weiß ich fürwahr und lasse
mirs nicht aus dem Sinne gehen:
Christenkreuz hat seine Maße
und muss endlich stillestehn.
Wenn der Winter ausgeschneiet,
tritt der schöne Sommer ein,
also wird auch nach der Pein,
wers erwarten kann, erfreuet.
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb in Ewigkeit.

Weil denn weder Ziel noch Ende
sich in Gottes Liebe findt,
ei so heb ich meine Hände
zu dir, Vater, als dein Kind;
bitte, wollst mir Gnade geben,
dich aus aller meiner Macht
zu umfangen Tag und Nacht
hier in meinem ganzen Leben,
bis ich dich nach dieser Zeit
lob und lieb in Ewigkeit.

Wirklich wisslich un wohraftig
weet ik dat un holl dat fast:
Lieden is nich övermastig,
jichenswenn, dor fallt de Last.
Wenn de Winter all sien Snee
utstreit hett, denn kümmt de Sünn;
liekso kümmt ok eis de Stünn,
un de Freud verdrifft dat Weh.
Allens duurt, so lang dat geiht,
Gott sien Leev in Ewigkeit.

As sik nu in Gott sien Leeven
nienich Enn noch Grenzen findt,
will ik nu mien Hannen heven,
to di, Vadder, as dien Kind;
bidd di, wullt mi Gnaden geven,
dat du mit dien Leev ehr Macht
mi ümfaat höllst Dag un Nacht
hier in all mien ganzes Leven,
bet ik dor, neem Tied stillsteiht,
deel dien Leev in Ewigkeit.



Oginaal-Leed: Paul Gerhardt 1653
Översetten: Marlou Lessing
Foto 1: Nissen
Foto 2, 4 un 5: Ewald Eden
Foto 3: Gertrud Everding

5.10.2014


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