Dat "Narrativ" verkloren

vun Behrend Böckmann


Woans möt ik as Schaulmeister wat so vertellen, dat mien Schäulers an'n Enn' glöben, dat dat, wat ik vertellt heff, würklich wohr is?

Nähmen wi ut't 6. Kappidel von't Markus-Evangelium dei Geschicht, woans Jesus por dusend Minschen mit fief Brö' un twei Fisch satt måkt hett un inne Nacht œwer't Wåder von'n See Genezareth löppt, üm Lüd in'n Schipp ut Seenod tau redden, wieldat s' nich gägen den Storm ankeemen. Un dormit mien Schäulers mit grote Luscher mi dat Wunner afnähmen, möt ik nich hen- un herfrågen, ob dat denn wohr sien künn, sonnern "narrativ" vörgåhn, wat bedüden deit, dat ik nich blot dei Geschicht vertellen möt, sonnern woans ik dei vertellen möt, dat man mi glöwt un dei Geschicht bi'n Tauhürer as wohr ankümmt.

Ut dat latinsche Dauwurt "narrare" för iernsthaftig "vertellen vermellen, taudrägen" wür dat düütsche Biwort "narrativ", dat denn taun Bispill inne Schaulmeisterutbillung för 'n besonners gaude Oort von Vördrach, den narrativen Vördrach, Verwennung fünn. Un nu hemm' dei Poletikers dat Wurt "Narrativ" as Nomen für sik entdeckt, jederein schnackt von dit un dat Narrativ. Strack-Zimmermann secht in'n Torkschoh, dat wi uns dorför häuden sallen, dat russ'sche Narrativ von'n Drüdden Weltkrieg tau bedeinen. Anner in't Kanzleramt meinen, dat Poletik nich dat Vertellen von Geschichten, sonnern dei nödige Lösung von Problemen is: Dei Koalitschonsverdrach gifft för, wat dei Koalitschonäre måken willen, un dat Narrativ gifft dei Grünn' an,worüm sei dat so måken willen. In Brüssel höllt 'n dei düütsche Besonnenheit, wat schwore Waffen för dei Ukrain angeiht, förn Narrativ. Dei Gräunen verbinnen dei Bang üm uns Taukunft mit 'n ökologischet Narrativ un künnen dordörch Stimmen fangen. Ricarda Lang entdeckt in Räden von Friedrich Merz rechte Narrative in Verbinnung mit russ'scher Propaganda un höllt dat för'n gefährlichen Populismus. Robert Habeck hengägen höllt dat Tschernobyl-Syndrom in Verbinnung mit dei Klimakris nich för'n Bang-Narrativ un bedeint nå dei Coronakris' nu wedder düchtig dat "Klimaschutz-Narrativ".

Annalena Baerbock as Ministersch för Butenangelägenheiten verlangt vonne Welt, nich up falsche Narrative ut Moskau intaugåhn, un Schriewerlinge seggen von ehr, dat's dei Narrative Fräden un Gerechtigkeit mit Blick up den russ'schen Œwerfall up dei Ukrain wunnerbor miteinanner verbinnen däd, as sei disse Wür an Moskau richt: "Sei seggen, sei schicken Frädenstruppen. Œwer sei ehr Panzer bringen kein Wåder, sei ehr Panzer bringen Babys nicks tau äten, sei ehr Panzer bringen keinen Fräden. Sei ehr Panzer bringen Dod un måken allens den Ierdboden gliek." Dat is ehr Narrativ un sei verlangt vonne düütschen Botschafters, dat sei gägen falsche Narrative, dei "fake news", vörgåhn. Un so as dei Ministersch von Narrative schnackt, bringen anner Lüd dat Narrativ von dei Poletikerin un Mudder von twei lütt Kinner in Ümlop.

Dor is mål wedder wat in Mod' kåmen, mit dat väle Minschen nicks anfangen kœnen. So as männig Minsch dat Wurt "Koitus" för Bikrupen nich kennt, weit hei ok nich, dat dat Narrativ nicks anners as dat Schnacken mit un an't Gefäuhl bedüden deit. Dei ölleren Minschen ünner uns besinnen sik up einen Poletiker, dei inne düüstersten Johren vertellen däd: "Ik will Meier heiten, wenn ok blot ein einzigster Fleiger von'n Feind œwer dei düütschen Grenzen kümmt."

Dat Narrativ möt nie nich ümmer wohr sien, möt œwer as wohr an'n Mann bröcht warden. Un dat is dei Kunst, dei Klimakris ' un den Krieg inne Ukrain', Entlastung un Inflatschon so tau vertellen, dat 'n nich blot den glöwt, dei dat vertellt, sonnern em ok anne Macht bringt un anne Macht höllt. Insichtige un klauke Minschen hollen den Rummel mit dat Narrativ för'n "Storytelling", 'n läbennig, gaut vertellt un upplaustert Geschicht, dei den Minschen uphorchen un in'n Sinn von den Verteller hanneln lött.

Doch wenn einer 'n würklich Geschicht will, denn süll hei doch leiwers Krimis läsen, as sik dörch 'n Narrativ von Poletikers fangen orrer up'e Schipp nähmen tau låten. Ok dat Läsen von'n Fabel künn helpen, von Geschichten, in wecker Dierten den Minschen up'e Schipp nähmen. Meisterstücken in disse Oort Dichtkunst sünd "Dei Äsel un dei Voss" von den Samos-Insulaner Aesop (6. Johrhunnert vör Ch.), "Dei twei Äsel" von den Franzosen Jean de la Fontaine (1621-1695), "Dei Voss un dei Kreih" von Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) orrer "Dei Voss un dei Heister" von Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769).

Woans wier dat, wenn Poletikers fabulieren würn? Denn wüsst man, dat s' wat dörch dei Blaum seggen willen. Habeck künn sik sülben mit dei Fabel "Dat gräune Chamäleon un dei Schmusekatt" up'e Schipp nähmen, Lindner mit dei Geschicht "Dei gierig Heister un dei lütte Tunkönig" bäten angäben, Scholz dei Geschicht "Dei Äsel un dei Kauh" in Afgrenzung tau Muddi Merkel fabuliern, Baerbock künn ehr Fabel "Dei Grashüpper un dei Aaskreih" tau Popier bringen un Hoffreiter künn sik œwer'n "Gamsbuck un dei Adder" utlåten... Jeder Poletiker kann un künn so wat vertellen, wat hei orrer sei för'n Narrativ hollen un den Wähler wiederhen düchtig up'e Schipp nähmen.


9.11.2022


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