Dat Kruut för'n Maimaand:

Schöllkruut

vun Anke Nissen

Chelidonium majus — Familie Papaveraceae (Mohngewächse)

 

Anner Namen:

 

Schöllkraut, Schellkraut, Schellwurz, Schälkraut
Afekraut, Affelkraut, Augenklar, Augenkraut, Blutkraut, Bockskraut, Geschwulstkraut, Gilbkraut, Goldkraut, Goldwurz, Gottesgabe, Grindwurz, Herrgottsblatt, Herrgottsgnade, Himmelsgabe, Jölk, Julk, Krätzenkraut, Magerkraut, Marienkraut, Nagelkraut, Schälerkraut, Schälfers, Schindkraut, Schinnkraut, Schindwurz, Schwalbenkraut, Schwalbenwurz, Tackenkraut, Teufelsmilchkraut, Trudenmilch, Warzenkraut, Ziegenkraut

Plattdüütsch: Schelkruut, Schöllkruut, Schinnkruut, Wartenkruut, Swulskruut, Dullkruut (bi Th. Storm), Schöllwörtel, Schöllwöddel, Schellewort (disse 9 Namen heff ik in'n Mensing funnen)

Sammelt warrt:

Herba Chelidonum, dat blöhen Kruut, in'n Mai bet Juni

Warrt bruukt:

de frisch rutdrückt Saft (vun buten!) gegen Warzen,
sall ok heilend wirken bi Höhnerogen, Schwielen, Grinden, Flechten un ähnlich Kranksien vun de Huut.

Bi en Geburtsdagsfier vertell Fenja — ene runde, pausbäckig Deern vun 9 Johr — dat se ene soo..... groot un so..... eklig Warze an de Hand hatt harr. De Doktor harr ehr so.... veel verschreven, man holpen harr nix. As se nu aver up enen Buurnhoff in de Ferien weer, dor hett de Buursfru ehr gele Blomen wiest, de an'n Rand vun'n Wald blöhen:
"Dor plück di man wat vun, un drück den gelen Melksaft ut de Stängeln rut un smeer di den Saft up de oll Warz. Dat maakst du en poor Daag lang un du warrst sehen, se verswindt, die Warz!"
De Deern hett dat maakt, poormal — un de Warz is verswunnen.
Ik heff denn so'n beten napurrt un bün dor up kamen, dat de Deern de Melk vun't Schöllkruut up ehre Warze smeert hett.

Schöllkruut is vun uns Vöröllern ganz veel bruukt worrn. So hebbt se Schöllkruut tohoop mit Aniskörner kaakt. Dat weer en "Drink" gegen Gelbsucht — orrer se hebbt Schöllkruut mit Essig anwarmt und dat denn in'n Mund behollen. Dat weer en Mittel gegen Tehnweh (Kusen-Pien).

In de Twischentiet hett de Wissenschaft aver faststellt, dat dit Kruut bi't Drögen un bi't Lagern heel snell de Wirkstoffe verleert. Dorüm sullen wi hüüttodaags Schöllkruut lever ut de Apotheek halen, also fardig Präparate in Form vun Dragees, Kapseln orrer Tabletten. De groot Utnahm is natürlich de frisch rutdrückt Melksaft ut dat afplückt Schöllkruut, wenn man sien Warzen to Lief will — jüst so, as Fenja dat beleevt hett.

Dat Schöllkruut is en interessant Plant — en kurios Plant —, as en Fründ kortens sä. Wassen deit dat Kruut wild, överall in Europa, an Muurn, an'n Rand vun Weeg un Tuuns. De Plant is en "Wieser", en Stickstoffwieser. Dor, wo se wasst, is veel Stickstoff in de Erd.

De Wörtel (Wörtelstock) warrt in'n Oktober un November utgraavt. Se warrt hüüt blots noch to't industriell Herstellen vun Extrakte bruukt.
De Wörtelstock süht en beten ut as de Alraune. Un de Alraune is selten un düür, dorüm hett man fröher de Schöllkruutwörtel as "Ersatz" nahmen.

De lütt swart Samen sitt in ene Schote. De Samen warrt geern vun Ameisen in ehre Ameisen-Hümpel sleppt. Dordörch warrt de Samen överall hendragen, dordörch kann dat Kruut överall nie wassen.

De geel Melksaft smeckt scharp, is ätzend un in grötter Mengen giftig! Wenn he bruukt warrn sall: bitte blots vun buten!

Leonhardt Fuchs schrifft in sien Kreutterbuch vun 1543:

"Die stengel und ästlin bringen in der höhe schöne saffrangeele blümen/
als die geele violen/
daraus werden zulezst lange schöttlin (Schoten) oder hörnlin/ ——
Das kraut/ stängel/ und blümen so mans zerreibt/
geben von sich geelen safft/
am allermeysten aber die wurzel/
welche gantz goldtgeel ist ——
Dieser safft ist saffrangeel/ scharp/ bitter/ und eins starcken geruchs. "

Leonhard Fuchs schrifft ok:

"Schöllkrautsafft mit Honig vermischt/
und in einem ehrin geschirr oder gefäß gekocht/
macht klar Augen/ darin getropft."

45 Namen heff ik för dat Schöllkruut tohoop sammelt. Wenn een Kruut so vele Namen hett, denn is dat meist en Teken dorför, dat dit Kruut veel vun de Lüüd bruukt worrn is, dat dit Kruut veel gell in de "Volksmedizin".

  • Schöllkruut sull helpen to'n Daldrücken vun den Blootdruck und vun'n Puls,
  • Schöllkruut is geern nahmen bi Besweer vun Galle un Leber,
  • Schöllkruut kann bi Krämpfe vun Galle, Maag un Darm helpen
  • un de Melk in de Stängeln vun't Schöllkruut is al jümmers up Warzen smeert worrn.

Paracelsus hett Schöllkruut gegen "Gelbsucht" insett.

De hillig Hildegard von Bingen — se leevte in't twölft Johrhunnert — hett "Grindkruut", as dat Schöllkruut bi ehr heet, ok gegen Warzen, aver ok gegen Geschwüre bruukt:
"Wer etwas Unreines isst, trinkt oder berührt, wovon er geschwürig im Körper wird, der nehme altes Fett, gebe genug Saft vom Schöllkraut bei und zerstoße es mit dem Fett und zerlasse es zusammen in einer Schüssel, und damit salbe man sich..."

De Krüderpastor ut de Schwiez Johann Künzle — he weer en studeert Mann — hett ok den Saft vun't Schöllkruut up Warzen, aver ok up un Höhnerogen drüppelt, he wüß, dat denn de ollen Dinger — de so veel Pien maken köönt — gau verswindt.

Schwalbenkruut

Wat dat Schöllkruut mit de Swulken to doon hett? Ik weet dat nich.

De röömsche Schrieversmann Plinius — he leev in't eerste Johrhunnert na Christus — weer de Meen, dat de botanisch Naam "Chelidonum majus" vun dat griechisch Wort "Chelidon" kümmt, un dat bedüüdt "Schwalbe" (plattdüütsch Swulk).
Un dorüm — so meent männich Lüüd — warrt uns Schöllkruut ok Schwalbenkruut nöömt.

De griechisch Arzt Dioskurides schrifft in sien "Materia medica": Dat Schöllkraut fangt an to blöhen, wenn de Swulken kaamt, un wenn de Swulken wedder wegfleegt, denn welkt dat Schöllkruut. Dorher de Naam.

De Legende seggt, dat Swulken mit den Melksaft vun't Schöllkruut ehre Jungen de Oogen apen maakt.
In en anner Version heet dat, dat de Swulken mit den Melksaft vun't Schöllkruut ehre Jungen heilt, wenn de blind up de Welt kamen sünd.

Wenn en Minsch Vagels fangen wull, denn mütt he Schöllkruut mit Mehl un Hefe mengeleern, lütte Kugeln dor ut formen un de as Vagelfutter utstreuen.
De Vagels warrt vun dit Foder benusselt, dat man se later licht infangen kann.

Dat kann ok sien, dat de Naam "Chelidonium" vun dat griechisch "kelido" kümmt. Dat bedüüdt "beflecken". Un Plackens kriggt een ganz licht, wenn man wat vun de Plant afbreken deit. De düüster-geel Saft, de denn rutkümmt, warrt an de Luft gau so'n beten root, un de Huut warrt bruun vun dissen Saft.

Dat kann aver ok sien, dat de Naam vun dat latiensch "Coeli donum" kümmt. Dat bedüüdt "Himmelsgabe", also "Geschenk vun'n Himmel".

För männicheen Fru kann dat Schöllkruut as en Geschenk vun'n Himmel west sein, heff ik doch leest:

"Schöllkraut an die Orte öfters gerieben, da man nicht gern Haar hat, vertreibt es."

(ut Theodore Zuingeri sien "Theatrum botanicum", 1744)

In't Middelöller hebbt de Alchimisten dacht, dat in de geel Wörtel vun uns Schöllkruut de Steen vun de Weisen liggt, dat in de güllen-geel Wörtel dat Geheimnis leeg, Gold to maken. Se nömen de Plant dorüm Goldkruut (Goldkraut) orrer Goldwurz, un se weern de Meen, dat de latiensch Naam "coeli donum" mit dat Bedüden "Himmelsgabe" richtig weer.

Volksgloben

De Lüüd hebbt fröher glöövt, wenn de Minsch Schöllkruut tohoop mit en Mulwarp-Hart bi sik driggt, denn is he bannig stark.
Ut en Handschrift ut Angeln üm 1800 (Otto Mensing, Schleswig-Holsteinisches Wörterbuch):

"In der Zeit, so die Schwalben neste machen, oder die Ader nisten, wächset dieses Kraut. So man dieses bey sich hat mit einem Maulwurfshertz, der überwindet seine Feinde und endet allen Krieg und Hader, / so dieses dings auf eines kranken menschens Haupt geleget werden, soll er genesen, so weinet er, soll er aber sterben so singet er mit völliger Stimme. / Wenn die Schell Wurzel blüth, soll man sie stosen und sieden, das Wasser darnach in ein Geschirr thun, wiederum zu Feuer setzen und wohl scheumen; wen es dan einen Sud gethan, so seige es durch ein Tuch und behalte es; wer nun dunkle Augen hat oder das Schein der Augen, der streige es darin, so werden sie ihm klar und gut."

As ik baven vertellt heff, hett Lütt-Fenja den Bewies bröcht, dat uns' Schöllkruut Warzen verdrieven kann. Uns Vöröllern aver menen, dat güng blots bi afnehmen Maand. Un man müß dorbi ok noch Töverspröök murmeln, as:

Schellkruut, Schellkruut, ik plück di,
nehm di rut ut Stoff un Dreck;
Schellkruut, Schellkruut, ik roop di,
nimm mi Warzen un Narben weg!

De afnehmen Maand sall helpen bi't Afnehmen vun't Kranksien, bi't Verswinden vun de Warzen —.

Wenn man Schöllkruut bruuken wull, denn weer dat fröher jümmers ganz wichtig, wo man dat plückt harr. Ganz besünners goot kunn dat Kruut helpen — so hebbt de Lüüd glöövt —, dat up enen Freedhoff wussen weer. An'n besten müß man dat Kruut nachts halen, an'n allerbesten natürlich in de Johannisnacht.

Man hett ok glöövt: Wenn en krank Minsch gesund warrn wull, denn müss he dree Saken in enen lütten Büdel up de nakelt Huut up sienen Rüch dregen:

  1. Schöllkruut
  2. Schöllkruut-Wörteln — dree, fiev orrer söven, also ene ungraad Tall,
  3. enen lütten Brocken vun en Talglicht, dat an Lichtmess weiht worrn is.

He müss den Büdel so veel Daag dregen, as dor Wörteln in den Büdel weern.
Un he müss elkeen Dag jüst so veel "Uns' Vadder in'n Himmel" beden, dorbi müss he sik na Osten wenden orrer na den afnehmen Maand.

Ok dat Veeh hett man versöcht, mit Schöllkruut to helpen, to fodern, as Bispill sullen de Köh denn beter Melk geven.

 

Schöllkruut as Hoor-Pleeg-Mittel

Gegen Schuppen un fettig Hoor

  • En Handvull Schöllkruut
  • mit ¼ l kaken Water övergeten,
  • afköhlen laten,
  • dörchseihen.
  • De Hoor na't Waschen dormit spölen un de Kopphuut goot masseern.
  • Achtung: Nich bi blonde Hoor! De farvt sik düüster.

Schöllkruut gegen unrein un fettig Huut

  • En Handvull Schöllkruut
  • mit ¼ l kaken Water övergeten,
  • afköhlen laten,
  • dörchseihen,
  • en linnern Dook in dissen Sud dükern, licht utdrücken un up dat Gesicht leggen

As ik al seggt heff: Schöllkruut is en interessant un kurios Kruut. Wenn wi dat aver bruken wüllt, denn sullen wi lever — wo heet dat so fein — "den Arzt oder den Apotheker" befragen.
Mit en Utnahm: Gegen Warzen helpt frisch utdrückt Saft vun't Schöllkruut.



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